Autark wohnen und leben: Gut für Klima, Geldbeutel und mehr

Zeitgenössisches Wohnen und Leben ist seit Jahrzehnten stark von einer gigantischen Versorgungskette abhängig. Mittlerweile ist es jedoch beinahe ohne Lebensqualitätsverluste möglich, bei sich zuhause einen anderen Weg zu gehen – und so verschiedenste Vorteile zu erringen.

Wer sich heute mit dem Thema Bauen befasst, dazu Wohnen und Gärtnern, der wird dabei immer wieder auf solche Begriffe wie Selbstversorger oder Autarkie stoßen. Gemeint sind damit Menschen, Lebenskonzepte und Bauphilosophien, die in verschiedenen Belangen mehr Eigenständigkeit wagen oder gestatten als es in der heutigen Epoche seit zirka hundert Jahren der Fall ist. 

Schön zu sehen ist das beispielsweise an den Earthship-Gebäuden aus recycelten Materialien. Damit endet aber bereits die einheitliche Vergleichbarkeit. Denn selbst, wenn man sich nur auf die Gründe für derartiges Wohnen und Leben fokussiert, sind die Stärken und Vorteile durchaus vielfältig gelagert.

Autarkes Wohnen und Leben: Eine Definition

Leben bedeutet immer gewisse Abhängigkeiten. Bei urbanem Leben ist das sogar schon der Fall, seitdem überhaupt Siedlungen entstanden, die nicht nur aus bäuerlichen Eigenversorgergemeinschaften bestanden – die sogenannte Subsistenzwirtschaft

Umfassend waren diese Abhängigkeiten schon immer. Sprechen wir jedoch von der Gegenwart, dann sind sie wahrhaft gigantisch. Eine kleine Auswahl:

  • Elektrischer Strom
  • Wärmeenergie
  • Lebensmittel
  • Medizin
  • Kommunikation
  • Automobile Kraftstoffe 
  • Produkte des täglichen Bedarfs

Im Prinzip ist alles, was unser modernes Leben ermöglicht, in gigantische, den ganzen Planeten umspannende Herstellungs- und Liefernetzwerke eingebunden. Zudem gibt es keinerlei Unterschiede mehr zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Nehmen wir beispielsweise das Thema Strom. 

Würden die Stromnetze zusammenbrechen, säßen fast sämtliche Menschen im betroffenen Gebiet gleichermaßen ohne Strom da, weil sie diesbezüglich unterschiedslos abhängig von außen sind. Bei allen anderen Punkten ist es ebenfalls der Fall. Würden Supermärkte nicht alle paar Tage beliefert, wären immer weniger Produkte verfügbar, bis schlussendlich alles vergriffen wäre.

Diese Abhängigkeit, vor allem in ihrer enormen Vielfalt, wird von immer mehr Menschen als störend empfunden. Sie versuchen daher, durch autarkes Wohnen oder ein wenigstens teilweise auf Selbstversorgung ausgerichtetes Leben weniger abhängig zu werden. 

Damit stehen diese Personen in direkter Linie zu unseren ländlichen Vorfahren einer Vergangenheit, die selbst in Deutschland lokal kein halbes Jahrhundert vorüber ist. Doch warum macht man sowas, zumal dafür teilweise deutliches Umdenken und einige Investitionen nötig sind? Dafür gibt es einige sehr gute Gründe, die deckungsgleich mit den wichtigsten Vorteilen von Autarkie sind.

Grund 1: Unabhängigkeit und Sicherheit

Es gibt wohl nur wenig in der Gegenwart, was uns so deutlich die Nachteile einer Abhängigkeit demonstriert hat, wie Russlands Angriff auf die Ukraine. Denn weil Deutschland (unter anderem) so abhängig von russischem Erdgas und Erdöl war, stiegen die Energiekosten und darüber die Inflation in extreme Höhen.

Autarkes Leben bedeutet jedoch nicht nur eine Unabhängigkeit von *ausländischen* Lieferanten, sondern (im Idealfall) völlige Unabhängigkeit von allem außerhalb des eigenen Hauses oder Grundstücks.

Nehmen wir eine Photovoltaikanlage. Sie allein ermöglicht bei ausreichender Dimensionierung bereits eine gewisse Unabhängigkeit – allerdings nur, solange die Sonne scheint und Netzstrom von außen als Frequenzgeber für die Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom zur Verfügung steht. 

Für eine echte Autarkie sind hingegen zwei weitere Bausteine nötig:

  • Ein inselfähiger Wechselrichter. Nur er kann den eigenerzeugten PV-Strom ohne den „Taktgeber“ Netzstrom nutzbar machen.
  • Ein hinreichend dimensionierter Stromspeicher. Erst dadurch werden alle Vorteile nutzbar, namentlich ein 24/7-Verbrauch des Eigenstroms und eine durchgehende Energieversorgung selbst ohne Netzstrom.

Tatsächlich gibt es genügend Häuser, bei denen die Anbindung an das öffentliche Stromnetz nur noch pro forma besteht. Der vielzitierte Paragraph 17 des Energiewirtschaftsgesetzes betrifft nämlich nur Versorger, nicht Verbraucher. Heißt, es gibt keine Pflicht, einen Stromanschluss zu besitzen oder zu benutzen. 

Je mehr Punkte auf der Liste der Abhängigkeiten durch derartige Maßnahmen gestrichen werden, desto größer die Unabhängigkeit, respektive Freiheit – und dadurch (Versorgungs-)Sicherheit. 

Grund 2: Maximaler Klimaschutz

Zugegeben, was die Auswirkungen unseres Lebens auf das Klima anbelangt, so gibt es selbst in „Abhängigkeitsverhältnissen“ noch Unterschiede. Beispielsweise wäre ein Kilogramm Erdbeeren aus einem südspanischen Gewächshaus aufgrund der Transportwege deutlich klimaschädigender als eines aus dem niederländischen Gewächshaus – und das wiederum würde durch Erdbeeren vom örtlichen Bauern getoppt. 

Das Grundprinzip ist jedoch immer dasselbe: Je umfassender ein Haushalt sich mit Lebensnotwendigem selbstversorgen kann, desto stärker profitieren Klima und Klimaschutz. 

  • Transportwege,
  • industrielle Herstellungsprozesse,
  • großmaßstäbliche Recyclingketten,

das alles fällt ersatzlos weg, wenn beispielsweise jemand die erwähnten Erdbeeren nicht nur im eigenen Garten anbaut, sondern durch Auswahl passender Sorten sein eigenes Saatgut produzieren kann. Ähnliches beim PV-Strom: Wäre beispielsweise ein Drittel der deutschen Dachfläche mit Modulen bedeckt, könnte das Land – theoretisch – sämtliche Kraftwerke abschalten und sich den kompletten Leitungsnetzausbau sparen.

Egal, auf welchen Punkt man schaut, stets fallen durch Autarkie verschiedenste Elemente weg, die das Klima belasten. Fast automatisch profitieren Natur und Umwelt ebenso davon. Und sei es nur deshalb, weil lokale Schadstoffemissionen sich verringern.

Grund 3: Langfristige, deutliche Ersparnis

Autarkie lässt sich auf zweierlei Arten erreichen: 

  1. Verzicht
  2. Selbstversorgung

Letzteres ist häufig mit Investitionen verbunden. Mitunter in der Anschaffung recht kostspieligen Investitionen. Eines ist dabei jedoch immer gleich: Je teurer die Abhängigkeit ist, desto rascher kommt der Punkt, an dem sich selbst umfassende Ausgaben zwecks Autonomie amortisieren. 

Erneut ist die Photovoltaik mit Stromspeicher ein hervorragendes Beispiel, denn hier lässt sich das Thema Rentabilität sehr eindrücklich demonstrieren und berechnen. Aktuell könnte eine solche Anlage – beispielsweise – einen Preis von 25.000 Euro aufrufen. 

Selbst, wenn die Anlagengröße „nur“ 75 Prozent Autarkie ermöglicht, sprechen wir bei derzeitigen Strompreisen je nach Verbrauch von deutlich über 1.500 Euro Ersparnis jährlich. Von Tag 1 an rentiert sich die Anlage. In diesem Beispiel wäre sie nach gut 16 Jahren amortisiert. Danach würde der Strom also nicht nur zum Nulltarif, sondern sozusagen gewinnbringend erwirtschaftet. 

Gleiches Beispiel bei Elektrofahrzeugen: Jetzt mögen sie teurer in der Anschaffung sein. Andauernd mit Eigenstrom geladen, lassen sie sich jedoch buchstäblich zum Nulltarif fahren – wenigstens, bis 2031 wieder die Kfz-Steuer greift

Es ist nahezu irrelevant, welchen Punkt man betrachtet: Überall sorgt autarkes Leben wenigstens mittelfristig für Ersparnis. Zudem ist sie fast immer unbegrenzt, da Autarkie meist mit einer regenerativen Nachhaltigkeit einhergeht. Etwa, wenn ein Selbstversorgergärtner nicht nur eigenes Gemüse züchtet, sondern daraus immer wieder Saatgut für die Folgejahre gewinnt.  

Grund 4: Moderne Technik

Fraglos war so mancher Bauer der 1950er Jahre ein Musterbeispiel für Autarkie. Lebte er jedoch so modern und komfortabel, wie es seinerzeit Menschen in anderen Siedlungsformen möglich war? Keineswegs. Denn die Autarkie war durch Verzicht und Sparsamkeit hart erkauft. Wo andere beispielsweise eine Zentralheizung genießen konnten, musste er noch Brennholz schlagen oder gar mit echter Knochenarbeit Torf stechen und trocknen.

Ganz hat sich das bis heute nicht gewandelt. Wer sich heute beispielsweise in Sachen Obst und Gemüse selbstversorgen möchte, der muss immer noch viel körperlichen Einsatz im Garten bringen. Er muss außerdem ungezählte Stunden in der Küche verbringen, um die Ernte haltbar zu machen, damit sie nicht verdirbt. 

Trotzdem gab es noch nie einen besseren Zeitpunkt, um möglichst autark zu wohnen. Der Grund? Durch technische Entwicklungen ist heute so wenig Verzicht nötig, wie noch nie zuvor. In der Hauptsache liegt das daran, dass heute zwischen Heizung, Herd, Hofbrunnen und Gartenwerkzeug so vieles mit Strom betrieben werden kann und ständig neue Helfer hinzukommen. Ferner wird die Akkutechnik immer besser. Dadurch werden die Energiespeicher nicht nur günstiger, sondern langlebiger und bei gleicher Kapazität kompakter. 

Manche Teile eines autarken Daseins werden wohl immer etwas unkomfortabler bleiben. Allerdings sind die wesentlichen Kritikpunkte schon heute komplett beseitigt. Wer heute so leben möchte, der kann das fast ohne Komfortverluste tun. 

Grund 5: Gesteigertes Bewusstsein

Ein wesentlicher Grund dafür, warum der Konsum in vielen Staaten so klima-, natur- und umweltschädigende Ausmaße angenommen hat, findet sich in der emotionalen Entkoppelung vieler Aspekte des modernen Lebens von den dahinterstehenden Prozessen.

Wer etwa einmal eine Erdbeerpflanze über Monate hinweg aus Samenkörnern mit viel Arbeit gezüchtet und gepflegt hat, der wird die roten Leckereien künftig mit ganz anderen Augen betrachten als jemand, der immer nur beim Händler ein Schälchen Erdbeeren erwirbt. 

Selbst bei denjenigen Positionen, bei denen kein derartiger Einsatz erforderlich ist, lassen sich noch solche Effekte beobachten. Etwa, wenn man am Display ablesen kann, wie viel Strom gerade aufgrund des Sonnenscheins direkt in den häuslichen Speicher geleitet wird.

Schon für sich ist dieses gesteigerte Bewusstsein wichtig. Macht es autark Lebenden doch klar, welchen Wert jedes einzelne selbsterzeugte Gut tatsächlich hat. In der Folge entsteht sogar ein noch viel bewussterer, da sparsamerer Umgang damit. Wer etwa seine Äpfel allesamt selbst vom Baum pflückte, der wird sich gut überlegen, ob er einen leicht eingedellten Apfel einfach entsorgt oder ihn vielleicht zu Kompott weiterverarbeitet. 

Autarkie ist sozusagen ein eindrücklich arbeitender Lehrmeister, der eine im besten Sinne positive Wertschätzung mit damit einhergehendem geändertem Umgang vermittelt. Und je mehr Menschen, deren Wohn- und Lebenssituation es gestatten, möglichst umfassend autark leben, desto besser ist es für den Planeten – und somit uns alle.

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