Zirkuläres Bauen bzw. Circular Construction

Um unsere Klimaziele zu erreichen brauchen wir eine Circular Economy im Bauwesen. Durch zirkuläres Bauen werden Materialkreisläufe konsequent geschlossen und die Umwelt entlastet. Circular Construction ist dabei ein Überbegriff der verschiedene Ansätze und Prinzipien vereint.

Zirkuläres Bauen oder Circular Construction ist die Antwort wie die Bauindustrie ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten kann. Die Bauindustrie muss sich einer großen Herausforderung stellen. Dank dem internationalen und nationalen Druck für konsequenten Klimaschutz und CO2-Einsparungen ist sie dazu gezwungen, “business as usual” zu überdenken. Die effektive Vermeidung von Abfällen, der Einsatz von ökologischen Baustoffen und die Wiederverwendung der eingesetzten Materialien werden schon seit Jahrzehnten gefordert, jedoch nur in einzelnen Projekten erfolgreich umgesetzt. Während das neue “Klimaschutzgesetz” der Bundesregierung sich auf CO2-Bepreisung konzentriert und insbesondere energieeffizientes Bauen und Sanieren fördert, hat beispielsweise die holländische Regierung konkrete Empfehlungen und eine klare Strategie vorgegeben - sie verlangt für alle Verträge ab 2023 eine zirkuläre Ausführung

Ökosystem für zirkuläres Bauen: Concular

Anfang 2020 wurde Concular als das digitale Ökosystem für zirkuläres Bauen gegründet. Dort können im Shop für nachhaltige Baustoffe viele wiederverwendete Baustoffe gekauft werden. Auch können Material- und Gebäuderessourcenpässe angelegt werden, sowohl für neue als auch bestehende Gebäude. Gemeinsam können dadurch Materialkreisläufe geschaffen werden.

Zirkuläres Bauen ist mehr als Baustoff-Recycling

Um unsere Umwelt für zukünftige Generationen zu erhalten, sind grundlegende Änderungen unseres (Bau-)Wirtschaftens notwendig. Die Umsetzung der holistischen Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung haben die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse in Balance mit der Umwelt zum Ziel. So erreichen wir die erforderliche Entlastung unseres Ökosystems und auch die Lösung unseres Rohstoffproblems. 

Nach dem Kreislaufprinzip ist es für einen nachhaltig wirtschaftenden Bausektor erforderlich, (Bau-)Stoffkreisläufe zu schließen und Kaskaden-Nutzungen von Gebäuden zu erreichen, bei denen keine bis kaum Abfälle oder Emissionen entstehen. Dafür sind der Einsatz ressourceneffizienter Produkte, die Wiederverwendung von Bauteilen und die Abkopplung von fossilen Energiequellen Voraussetzung (wie z.B. aus erneuerbaren Rohstoffen wie natürlichen Baustoffen Naturlehm, Holz, Stroh). Um die eingesetzten Ressourcen in Kreisläufen zu halten, wird strategisch sichergestellt, dass sie so lange wie möglich genutzt und wiederverwendet werden können. Dazu gehört vor allem auch die Wiederverwendung der in unserer aktuellen Gebäudeinfrastruktur bereits verbauten Baustoffe. Ansätze wie “design for disassembly”, “modulares Bauen” und “selektiver Rückbau” sind dafür einschlägige Handlungsempfehlungen. 

Eine weitere sinnvolle Strategie ist es, nutzungsoffene Grundrisse zu entwickeln, damit die Gebäude möglichst lange genutzt werden können. Gute Beispiele dafür sind die Gründerzeitgebäude oder Hallenstrukturen mit veränderbaren Innenwänden. Kann ein Gebäude viele Funktionen aufnehmen, wird es lange genutzt werden und der Aufwand für Um- oder Neubau kann vermieden werden. 

Das Konzept des zirkulären Bauens baut auf bisherigen Erkenntnissen auf (insb. zur Nutzung des Gebäudes), geht über diese Ansätze hinaus und adressiert das Problem ganzheitlich. 

Demontierbare Konstruktionen und einfacher Rückbau

Im zirkulären Bau wird angestrebt, dass so wenig wie möglich Umweltbelastung mit der Herstellung eines Gebäudes verbunden ist (Strategien dafür wurden im letzten Absatz genannt) und darüber hinaus, dass in der Zukunft, wenn das Gebäude nicht mehr genutzt wird, Baustoffe für ein weiteres Projekt zur Verfügung stehen. 

Ob ein Gebäude sich für die Wiederverwendung eignet, wird in der Planungsphase bestimmt. Idealerweise wird ein Gebäude dekonstruierbar (rückbaubar) entworfen, um eine spätere Wiederverwendung der Materialien, also die Demontage und den Wiederaufbau an anderer Stelle zu ermöglichen.

Für eine Wiederverwendung werden ganze Komponenten, also z.B. ganze Wandteile genutzt. Dafür eignen sich besonders seriell hergestellte Gebäude mit einem hohen Maß an Vorfertigung. Ist eine erneute Nutzung von Komponenten nicht möglich, ist Recycling oder Rezyklierung - das Ausbauen, Zerkleinern und Aufbereiten- von Bauprodukten eine gute Alternative. Dafür ist es am besten wenn die Stoffe sortenrein, also nur eine Sorte Material,  zurückgewonnen werden können. Dadurch ist kein aufwändiges Sortieren notwendig.

Prozesse für geschlossene Kreisläufe

Bereits im Planungsprozess von Bau- und Infrastrukturprojekten wird dafür der gesamte Lebenszyklus von der Herstellung über die Nutzung bis zum Rückbau (und Abfallmanagement) betrachtet. Bei der Auswahl der Materialien wird u.a. nicht nur auf die Qualität (Zustand) und Herkunft, sondern insbesondere auf die Rückführbarkeit (Möglichkeit zur Wiederverwendung, Rezyklierbarkeit) geachtet. Um herauszufinden, welches Material im Einzelfall besser für die Umwelt ist, wird eine Ökobilanz erstellt. Dabei werden Rohstoffe und Emissionen, die im Zusammenhang mit dem Material stehen, erfasst. Im Vergleich mehrerer Produkte kann dann ermittelt werden, welches ökologisch besser ist. 

Diese Informationen können in sogenannten Materialpässen zusammen mit anderen Informationen, wie z.B. Herstellerangaben, zusammengeführt werden.

Die Erstellung von Materialpässen liefert so einen Überblick über die verbauten Ressourcen und deren Wert. Sie unterstützen dabei die übersichtliche Zusammenarbeit aller Beteiligten im Rückbau. 

Durch den Einsatz digitaler Werkzeuge wie dem Building Information Model (BIM) wird der Bausektor zunehmend digitalisiert und eine prozessübergreifende Planung erleichtert. Durch digitale Zwillinge (Digital Twins) einzelner Bauelemente und Bauteile können diese in Zukunft über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet und verfolgt werden. So wird beispielsweise auch die Planung mit wiederverwendbarem Material aus dem Rückbau einfacher.

Für zirkuläres Bauen ist eine Zusammenarbeit aller Akteure vom Bestand bis zum Neubau - über den Rückbau, die Aufbereitung und den Wiedereinbau - nötig. Dabei müssen Faktoren wie Materialwert, Kosten für Dienstleistungen und ökologische Faktoren wie kurze, effiziente Transportwege einbezogen werden. Bestehende Praktiken werden dabei auf die Probe gestellt und teilweise durch nur neue Prozesse des Materialeinkaufs ersetzt. Wenn bisher Material neu, sofort und scheinbar unendlich verfügbar war, so ändert sich das bei zirkulärem Material grundlegend. Beispielsweise müssen bereits bei der Planung eines Bauprojekts frühzeitig Materialbedarfe mit zukünftig freiwerdenden Materialangeboten aus dem Rückbau abgeglichen werden, um in der Bauphase fristgerecht zur Verfügung zu stehen.

Concular: vom Rückbau bis zum Neubau die Wiederverwendung aller Materialien 

Genau diesem Problem nimmt sich unser Impact-Startup Concular an: Durch intelligente datenbasierte Materialvermittlung zwischen Rückbau und Neubauprojekten, Live-Ökobilanzierung und einen übergreifenden Prozess für Bauherren, Bestandshalter, Architekten, Bauunternehmen und Händler wird zirkuläres Bauen einfacher und wirtschaftlicher gemacht.

Das Potenzial der nicht ermittelten und im Bau und Abbruch verschwendeten Baustoffe ist riesig. Eine Verlängerung der Lebensdauer dieser bereits einmal verbauten Bauteile ist ein wichtiger Schritt in der Transformation der Baubranche nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung. So schließen wir Kreisläufe und leisten unseren Beitrag. 

Mehr auf www.concular.de

Links:

-> nachhaltigwirtschaften.at
-> Was ist Kreislaufwirtschaft und Circular Economy

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