Was ist Urban Mining?

Wenn wir unsere Städte und Gebäude als Rohstofflager betrachten, stellen wir fest, dass wir auf einem riesigen Material-Schatz sitzen. Allein in Deutschland verfügen wir über 50 Mrd. Tonnen Material, die - wenn durch Rückbau wiedergewonnen - für neue Gebäude eingesetzt werden können. Das schützt die knapper werdenden Ressourcen und unsere Umwelt.

“Urban Mining” ist englisch und steht für “Bergbau im städtischen Bereich”. Die Idee dahinter? Unsere Städte sind Rohstofflager, in denen tonnenweise wertvolle Baustoffe verbaut sind. Es heißt immer, Deutschland hätte keine eigenen Rohstoffe. Wenn wir uns aber mal umschauen haben wir nach Jahrhunderten des Imports ganz schön was angehäuft! Wir brauchen also nicht weiter Rohstoffe importieren, die teilweise unter fragwürdigen ökologischen und sozialen Bedingungen gewonnen werden, sondern können das Material nutzen, was bereits da ist. Diese Schätze gezielt “zu heben” nennen wir Urban Mining.

Das Potenzial urbaner Minen

Die Rohstoffvorkommen unseres Planeten haben Limits. Aus der Erde, Gestein oder Sandgemischen gewonnenes Material ist nicht unendlich verfügbar und wächst nicht nach. Für die Gewinnung von Primärrohstoffen aus den schrumpfenden Vorkommen müssen wir immer tiefer in die Umwelt eingreifen - es wird immer kostenaufwändiger und mühsamer. Zur Zerstörung der Landschaft kommt hinzu, dass sie fast ausschließlich in Krisengebieten mit politisch instabiler Lage und unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden. Entsprechend unsicher sind die Märkte und es herrscht rigoroser Wettbewerb.

Einige Metalle und seltene Erden stehen auf der “Roten Liste der Rohstoffe”, so kritisch ist ihre Verfügbarkeit. Durch das Zurückgreifen auf die vorhandenen Sekundärrohstoffe können wir die Abhängigkeit von Rohstoffimporten verringern und die inländische Wertschöpfung ankurbeln. Deswegen ist insbesondere die Rückgewinnung von Platin, seltenen Erden, Indium, Gallium und Tantal höchst bedeutsam. Diese Rohstoffe sind Voraussetzung für viele zukunftsträchtige Technologien und Elektrogeräte wie Elektroautos, Solarzellen und Smartphones. 

Die Stadt als Rohstofflager

Was für Rohstoffe lagern in unseren Städten? Es wird geschätzt, dass wir von einem Lager aus 50 Milliarden Tonnen Material umgeben sind, welches immer weiter wächst. Nicht nur in Konsumgütern wie beispielsweise Autos und elektronischen Geräten, oder auf Mülldeponien, finden sich allerhand Rohstoffe. Auch in anderen Sachen, die wir länger nutzen und nicht sofort verbrauchen: Gebäuden und Immobilien. Wir sind umgeben von Steinen, Beton, Asphalt und Erde. Diese landen nach dem Abriss in Deponien oder als “recycelt” im Straßenbau. Für Elektroschrott wie ausgediente Smartphones etablieren sich mittlerweile Rücknahmesysteme. Doch wer denkt beim Abbruch eines Hauses über den Wert der verbauten Materialien nach?

Die Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen

Im Bau sieht das Umweltministerium insbesondere Chancen im “Recyclinggestein” und Materialkatastern.

Welche Stoffe wir aus dem “Anthroprozänen”  (= vom Menschen selbst geschaffenen) Lager wirklich rückgewinnen können, hängt maßgeblich von den wirtschaftlichen und logistischen Faktoren ab. Bevor entschieden wird, welche Lager geöffnet werden, muss klar sein, was in den Bauteilen enthalten ist. Für die rohstoffliche Bewertung werden Methoden angewendet, die denen im Bergbau ähneln. Die Reinheit der einzelnen Stoffe und Verbundenheit mit anderen Materialien ist dabei ausschlaggebend – der Aufwand der Rückgewinnung steigt mit der Komplexität der Materialverbindungen.

Im Prozess des Urban Mining wird Bauschutt noch auf der Baustelle sortiert und in einer Datenbank erfasst. Für die Wiederverwendung als Sekundärmaterialien ist dann eine Qualitätssicherung und teilweise eine Aufbereitung notwendig. Durch die Erfassung aller verbauten Materialien in einem Materialkataster erhalten Bauherren eine Übersicht über ihr Rohstofflager. Das Anlegen solcher Materialpässe wird insbesondere bei Neubauten empfohlen, um den aufwändigen Prozess in der Rückbauphase von vornherein planen zu können. Die Plattform Concular widmet sich der Vereinfachung des gesamtes Prozesses: Durch intelligente Materialvermittlung von Rückbau zu Neubauprojekten, mit Live-Ökobilanzierung, Materialwertberechnung und einen übergreifenden Prozess für Bauherren, Bestandshalter, Architekten, Bauunternehmen und Händler.

Sekundärstoffe sind die Zukunft

Wir müssen begreifen, dass unser derzeitiges lineares Wertschöpfungsmodell, dass diese wertvollen Rohstoffe am Ende der Nutzungsdauer von Produkten und Gebäuden als “wertlosen” Abfall einfach wegwirft, auf einer im wahrsten Sinne des Wortes sehr wackligen Fundament steht. Die Verwendung von Sekundärrohstoffen trägt dazu bei, die Grundlagen für die Bedürfnisse zukünftiger Generationen abzusichern und unsere Erde zu schonen.

Ziel des Urban Minings ist natürlich, ganz im Sinne der Circular Economy, Produkte am Ende ihrer Lebensdauer nicht als Müll, sondern als Lieferanten von Rohstoffen zu sehen. Dafür müssen wir unsere urbane Umgebung und Städte als Rohstofflager oder Materialbank begreifen, wo wertvolle Materialien lagern, die man abbauen und wiedernutzen kann bzw. wie ein Bergwerk bewirtschaften kann.

Urban Mining © Altmetall Kranner

Urban Mining
© Altmetall Kranner
-> urbanmining.at

Um einen Markt für diese Baustoffe zu schaffen, haben wir restado ins Leben gerufen. Über restado lassen sich Baustoffe, Bauteile und Bauelemente aus dem Rückbau finden und kaufen.

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