Die meisten Heimwerker und Bauherrn dürften es wissen: Je umfassender und komplexer ein Projekt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, die dafür nötigen Materialien zwischen Ausgleichsmasse und Ziegelsteinen unmittelbar nach dem Kauf zu verbrauchen – und hinterher garantiert nichts mehr übrig zu haben.

In der Praxis sieht es deshalb oftmals so aus: Bis Baustoffe eingesetzt werden, können mitunter Wochen oder gar Monate vergehen. Und bei manchen Materialien, speziell im Heimwerkerbereich, können sogar Jahre ins Land ziehen. Einfach, weil es sich lohnt, bei seltenen Gütern und/oder guten Preisen zuzuschlagen, ohne ein konkretes Projekt in der Pipeline zu haben – etwa bei wunderbar gealterten, absolut einzigartigen Altholzbalken.

Auch nach Projektabschluss kann es ähnliche Situationen geben. Hier sind noch zwei ungeöffnete Zementputzsäcke übrig; da noch einige Quadratmeter Bodendielen. Ein halber Eimer hochwertige Wandfarbe hier; zwei Dutzend Bodenfliesen dort. 

Längst nicht immer ist es sinnvoll oder machbar, solchen Überschuss zurückzugeben oder zu entsorgen. Daher bekommt das Thema Einlagerung von Baumaterialien für viele Bauherrn und Selbermacher einen besonderen Wert. 

Was Baumaterialien alles zusetzt

Einen Spachtel kann man, vielleicht mit etwas Sprühöl benetzt, in der Werkstatt an die Wand hängen und dort für mehrere Jahre unbeobachtet lassen. Dennoch wird er, wenn die Zeit reif ist, spätestens nach etwas Zuwendung mit einem Lappen wieder so einsatzbereit sein wie am ersten Tag. 

Bei vielen (wenngleich nicht allen) Baumaterialien ist es leider nicht so einfach. Ihnen können verschiedene Faktoren stark zusetzen:

  • Regen und allgemein hohe (Luft-)Feuchtigkeit: Sie können auf unterschiedliche Weise wirken. Unter anderem bei Naturmaterialien können dadurch Zersetzungs-, Verrottungs- oder Fäulnisprozesse in Gang gesetzt werden. Obendrein bringt Nässe nicht nur Holz zum Quellen oder sorgt anderweitig für Verformungen. Besonders dramatisch wirkt H2O bei hygroskopischen und hydraulischen Baustoffen. Also allem, was Wasser chemisch „anzieht“ oder durch sein Vorhandensein abbindet. Zementhaltige Baustoffe können deshalb selbst bei regengeschützter Unterbringung binnen weniger Wochen aushärten und unbrauchbar werden. Und zumindest bei nicht entsprechend legierten Eisenmetallen kommt es in der Folge schnell zu Rost und dadurch einem schichtweisen Zersetzungsprozess.
  • Niedrige Temperaturen und insbesondere Frost: Hierbei handelt es sich bei vielen wasserempfindlichen Baustoffen um eine gleich doppelte Gefahr. Denn wenn eine bestehende Durchfeuchtung gefriert, dehnt sich das Eis aus physikalischen Gründen aus. Dadurch können insbesondere harte, poröse Baustoffe regelrecht aufgesprengt werden. Ferner können verschiedene Baustoffe (nicht nur solche, die Wasser enthalten) aus chemischen Gründen durch Minustemperaturen geschädigt werden – etwa Wandfarben.
  • Sonnenlicht und die dazugehörigen UV-Strahlen: Ein Baustoff muss nicht einmal dauerhaft in praller Sonne gelagert werden, um dadurch Schaden zu nehmen – ist der Zeitfaktor lang genug, genügt sogar indirektes Licht. Insbesondere viele typische Kunststoffe reagieren regelrecht allergisch auf UV-Strahlen. Sie werden dadurch porös und weniger tragfähig – das kann sich nicht zuletzt auf die Dichtigkeit und Stabilität von Behältern der eigentlichen Baustoffe auswirken. Holz wird ebenfalls durch UV-Strahlen grau. Und zumindest in praller Sonne kann es durch die entstehenden Temperaturen mitunter zu Schädigungsprozessen kommen. 
  • Lebewesen: Zwischen verschiedenen Bakterien, Insekten und Nagern kann die Tierwelt Baustoffen ebenso zusetzen. Häufig beispielsweise, weil das Baumaterial eine hervorragende Lebensumgebung oder eben „Baumaterial“ für die Herstellung einer solchen ist. Eine Rolle Dämmwolle etwa kann im Frühjahr von nestbauenden Vögeln binnen weniger Tage vollständig zerpflückt werden.

Hierbei handelt es sich um Belastungen, die bei korrekter Einlagerung gänzlich unterbunden werden können. Zu der Liste kommt jedoch noch eine weitere, selbst mit besten Lagerungsbedingungen fast unlösbare Herausforderung hinzu – der „Zahn der Zeit“: 

Bei manchen Baustoffen kommt es selbst bei einer hochwertigen Lagerung fast unweigerlich zu diversen Prozessen, die das Material zerstören. Bei verschiedenen Farben, Lacken und Lasuren etwa kann es mit der Zeit zu einem Zersetzen der Bindemittel und Pigmente kommen. Hier gilt dementsprechend nur „Use them or lose them“ – benutzen oder einbüßen.

Wie die perfekte Lagerungsumgebung aussieht

Können überzählige Mauersteine einfach auf einem Stapel unter einer Plane im Freien gelagert werden? Ist das Gartenhaus der richtige Ort für angebrochene Eimer mit Wandfarbe und die Garage für Zementsäcke? Nun, höchstwahrscheinlich nicht. 

Der perfekte generelle Lagerungsort für Baumaterialien ähnelt verblüffend einem Baumarkt – geht jedoch noch über diesen hinaus. Das bedeutet:

  • Möglichst trocken: Absolutes Mindestmaß ist ein Schutz gegen Regen sowie vom Boden hochspritzendes (Regen-)Wasser. Im Idealfall allerdings bietet ein solcher Lagerungsort darüberhinausgehenden Schutz gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit im Freien. Also etwas, das sich prinzipiell nur in einem geschlossenen Bau realisieren lässt.
  • Dunkel: Der diesbezüglich tatsächlich beste Lagerort für jegliche Art von Baustoff wäre ein lichtloser Keller oder ein Dachboden ohne Fenster. Lässt sich dieses Ideal nicht erzielen, dann sollten die Baustoffe zumindest gegen direktes Licht geschützt sein – gegen indirekte Sonneneinstrahlung sollten dann jedoch noch weitere Schutzmaßnahmen ergriffen werden. 
  • Frei von Extremtemperaturen: Ideal wäre die berühmte Raumtemperatur, weil wirklich sämtliche Baustoffe bei diesem Temperaturbereich gut bestehen können. Wenn das ebenfalls nicht machbar ist, dann hängt die Mindesttemperatur von der Luftfeuchtigkeit ab. Je feuchter, desto wärmer muss der Lagerort sein, damit es nicht zu einer Kondensation von Wasser kommt – und dadurch beispielsweise Schimmel. Ferner sollte es am Lagerungsort stets einen gewissen Luftaustausch geben, damit jegliches Restrisiko ausgeschlossen ist. Als absolutes Mindestmaß muss eine Frostfreiheit garantiert sein – nicht nur für Baustoffe, die Wasser enthalten, sondern allgemein.
  • Sorgsam verschlossen: Das hat weniger mit Diebstahl zu tun als vielmehr einem Schutz gegen die angesprochenen Tiere. Das heißt, es sollte sichergestellt sein, dass Nager und Insekten keinen Zugang haben.  

Doch was heißt das für die Praxis? Es bedeutet, es gibt insgesamt nur wenige Orte, die wirklich für eine längerfristige Einlagerung von sämtlichen Baustoffen geeignet sind. 

Eine flexible Methode stellen kurzfristig mietbare Selfstorage-Systeme dar. Diese sind zwar nicht primär für Baustoffe gedacht. Da es hier jedoch um Lagerungsorte für unterschiedlichste Dinge bis hin zu empfindlichen Möbeln geht, sind in solchen Boxen und Räumen ideale Bedingungen für alles zwischen Dämmwolle-Rollen und Dachschindeln vorhanden. Typischerweise sind diese Systeme zudem für ein direktes Befahren ausgelegt, wodurch sich die Baustoffe ohne Schlepperei direkt abladen lassen.

Alternativ oder zusätzlich eignen sich folgende Lagerungsorte – primär zuhause:

  • Dachgeschosse, ganz gleich ob ausgebaut oder nicht. 
  • Werkstätten, sofern sie ringsherum geschlossen sind. 
  • Garagen. Allerdings nur dann, wenn sie nicht dauerhaft offenstehen – das bedeutet zudem das Aus für offene Car-Ports und Ähnliches.
  • Gartenhäuser, wenigstens außerhalb der Frostperiode.
  • Keller, sofern sie trocken sind. Vorsicht daher bei Altbauten mit Stampfbodenkeller. 
  • Scheunen und ähnliche landwirtschaftlichen Lagerbauten.

Wichtig bei der Auswahl ist der berühmte „gesunde Menschenverstand“: Wer sich nicht sicher ist, ob er an einem Ort Balken, Farbeimer oder Zementsäcke lagern würde, sollte sich einfach fragen, ob er dort Dosen mit Fertiggerichten, Möbel, Fahrräder oder ähnliche Hobby-Ausrüstung unterbringen würde. Was dafür geeignet ist, ist es grundsätzlich meist ebenso für Baustoffe.

Gut gelagert: Welche Maßnahmen vor Ort stets ergriffen werden sollten

Die Lagerungsumgebung ist definitiv das A und O. Allerdings lässt sich selbst dort immer noch etwas optimieren, indem man die Baustoffe auf sinnvolle Weise einlagert:

  • Fenster und ähnliche Tageslichtzugänge sollten verhangen werden, sofern die Sonne direkt hineinscheint. Alternativ können einzelne Baumaterialien lichtdicht abgedeckt werden – am besten mit atmungsaktiven Materialien. Alte Bettlaken sind ideal dafür.
  • Niemals direkt auf kaltem Boden lagern. Dieses Gebot gilt schon deshalb, damit sich keine Feuchtigkeit stauen kann. Idealerweise sollte deshalb alles auf Paletten oder ähnlichen Systemen stehen/liegen.
  • Auf hinreichend tragfähigem Untergrund. Speziell bei Regalböden sind immer die jeweiligen Traglasten im Blick zu halten. Bei sehr schweren Baustoffen (Stichwort Mauersteine) sind zudem die jeweiligen Traglasten des Untergrundes zu beachten.
  • Alle Baumaterialien, die Zement enthalten oder durch Luft allmählich abbinden könnten, sollten für sich in große Vakuumbeutel gepackt werden. Dennoch: Gerade bei Zement können diese Helfer nur ein wenig hinauszögern. Trotzdem gelten die Angaben des Abpackdatums.  
  • Insbesondere Holz und Metallträger sollten mit Zwischenräumen gelagert werden. Dazu bietet es sich an, einzelne Stücke durch dünne Latten, Brettchen oder Ähnliches voneinander zu trennen. 
  • Ganz besonders angebrochene Gebinde und dergleichen sollten sorgfältig mit dem Datum von Kauf und Anbruch markiert werden. Das gilt insbesondere bei Bauherrn und Selbermachern, die mehrere Projekte relativ zeitnah durchführen – erfahrungsgemäß geht andernfalls sehr rasch der Überblick verloren.

Doch ganz gleich, was wo eingelagert wird: Zirka einmal im Monat sollte sich jeder Besitzer die Zeit für einen kurzen Kontrollbesuch nehmen. Bei einer anständigen Lagerung ist zwar nichts zu befürchten, jedoch ist Kontrolle hier definitiv besser als Vertrauen – nicht bloß, wenn dort buchstäblich „kostbare“ Materialien eingelagert sind.

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